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Seit diesem Tage aber war Karl's Glck dahin. Voll Rache der das Schicksal ihrer unglcklichen Brder griffen die Schweizer zu den Waffen. Sie schlugen in einer blutigen Schlacht bei Gran-son (1476) des Herzoges Heer vllig in die Flucht und erbeu-teten sein reiches, mit vielen Kostbarkeiten angeflltes Lager. Unter der Beute befand sich auch ein Diamant, der an Gre eine welsche Nu bertraf und von dem Herzoge selbst hher geschtzt wurde, als eine ganze Provinz. Der Schweizer, welcher ihn fand und seinen Werth nicht kannte, verkaufte ihn fr einen Gulden. Spter kam er in den Schatz des Groherzoges von Toscana.
Dieser Unfall reizte den Herzog zu noch grimmigerem Zorne gegen die Schweizer. Noch in demselben Jahre 1476 brach er mit einem neuen Heere in ihr Land. Bei Murten, nicht weit von Bern, trafen die Heere auf einander. Am Morgen des Schlachttages war der Himmel bewlkt, der Regen fiel in Str-men. Der Burgunder ungeheure Schlachtreihen entfalteten sich furchtbar vor den Augen der Eidgenossen. Da fiel Hans von Hallwyll, der die Eidgenossen fhrte, nach frommer Sitte der Vter mit fernem Heere betend in die Kniee. Und wie sie beteten, brach die Sonne frhlich aus dem Gewlke hervor, als wolle sie die betenden Hirten zum sicheren Siege begren. Voll Zuversicht drangen sie herzhaft in den Feind; bald lseten Nch dessen Schlachtrechen in wilde Flucht auf. Zwanzigtausend Burgunder wurden theils erschlagen, theils in den nahen See gesprengt. Zum Andenken dieses groen und glnzenden Sieges sammelten sie die Gebeine der Erschlagenen und bewahrten sie in einem auf dem Schlachtfelds errichteten groen Gebude auf, der dessen Thore die einfache Inschrift gesetzt wurde: Dieses hat das Heer des mchtigen Herzoges von Burgund zum An-denken hinterlassen." Im Jahre 1798 wurde dieses Beinhaus von den einrckenden Franzosen zerstrt; an feiner Stelle steht aber jetzt ein Obelisk.
Das wiederholte Unglck der Burgunder feuerte auch den
19*
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Johann von Burgund lie den leiblichen Bruder des Kniges, den Herzog Ludwig von Orleans, im Jahre 1408 zu Paris ermorden. Whrend dieser unseligen Streitig-feiten der Parteien im Innern griffen die Englnder das Reich an, schlugen das franzsische Heer vllig in der Schlacht bei Acincourt (1415) und eroberten das ganze nrdliche Frankreich. Und als im Jahre 1419 der Herzog Johann von Burgund von der orleanistischen Partei vor den Augen des Dauphin*) Karl verrterischer Weise wieder ermordet wurde, stieg die Wuth der Parteien auf's Hchste und entzweite selbst die knig-liche Familie. Denn die Knigin Jsabella, eine bayerische Frstin, welche zur burgunbischen Partei gehrte, hate ihren eigenen Sohn, den Dauphin Karl, weil dieser sich an die orlean'iche Partei geschlossen hatte. Sie ging in ihrer Rachsucht fo weit, da sie ihn selbst um die ihm gebhrende Krone Frankreichs zu bringen suchte. Sie verband sich noch enger mit dem nachgelassenen Sohne Johann's, dem Herzoge Philipp dem Guten von Burgund. Beide schlssen mit dem damaligen Könige von England, Heinrich V., zu Troyes einen feierlichen Vertrag, in welchem festgesetzt wurde, da Heinrich sich mit der Tochter der Jsabella vermhlen, und da nach dem Tode des Kniges die Krone auf sie bergehen fohte, mit Ausschlu des Dauphin, der, als mitschuldig an der Ermordung des Herzoges von Burgund, seiner Rechte auf die Krone fr verluftig erklrt und aus dem Knigreiche verbannt wurde.
Um diesem Vertrage Kraft zu geben, erschien Heinrich V. mit einem groen Heere in Frankreich und bemchtigte sich eines Platzes nach dem andern. Doch bald rief ihn der Tod
*) Dauphin ist der Xitel, welchen der jebesmalige Kronprinz von Frankreich fhrte. Der Name kommt von der Provinz Dauphins her, welche der kinberlose Hubert Ii., Dauphin von Biennois, dem Könige Philipp vou Valois im Jahre 1349 abtrat, und zwar unter der Bebingung, ba die ltesten Shne der Könige von Frankreich knftig Danphins genannt werben sollten.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Frankreichs Burgund England Troyes Burgund Frankreich Frankreich Frankreich
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Mannschaft von 8000 Reitern und 6000 Fugngern. Er hielt sich der kniglichen Wrde so gewi, da er bereits die Kleinodien zu seiner Krnung mit sich gebracht, selbst schon die Krnungsfeierlichkeit im Dom zu Trier veranstaltet hatte. Frie-brich aber verlangte vor der Krnung die Verlobung seines Sohnes, und ba Karl zauberte, wrbe er in seinem Mitrauen bestrkt, welches Karl's grter Feind, der eiferschtige König von Frankreich, Ludwig Xi., ihm eingeflt hatte, als strebe der ehrschtige Herzog selbst nach der Kaiserkrone. Sogleich brach er die Unterhanblungen mit dem Herzoge ab, bessm Stolz und unmige Pracht ihn auch wohl beleibigt haben mochten, und reifete, ohne einmal Abschieb von ihm zu nehmen, pltzlich von Trier nach Kln. Tief gekrnkt verlie auch Karl die Stadt, mit dem Vorsatze, seine Tochter nicht dem Sohne des Kaisers zu geben, so lieb er auch den Mhenben Jngling gewonnen hatte, der in allen ritterlichen Hebungen ein Meister war. Nach der Rckkehr entwarf er feiner Tochter das schnste Bild von dem Klaiferfohne, fo ba sie eine stille Neigung zu ihm hegte und sich ihm nachher in einem Briefe verlobte.
Der ehrschtige Herzog, dem thatenlose Ruhe unertrglich war, griff balb darauf, im Jahre 1476, seinen Grenznachbar, den Herzog Renatus von Lothringen, und die mit demselben verbndeten Schweizer an, um ihr Land zu dem feinigen zu schlagen. Er eroberte die Hauptstadt Nancy und verjagte den Herzog. Dann brang er mit groer Heeresmacht weiter, um die Schweizer tn ihrem eigenen Lanbe aufzusuchen. Diese schickten eiligst Gesanbte an ihn und baten um Frieden. Sie stellten ihm vor, ihr Laub sei nur arm; alles, was er bei ihnen gewinnen knne, sei nicht so viel weith, als die Sporen feiner Ritter. Allein biefe bemthige Vorstellung beugte des Stolzen Sinn nicht. Mit 60,000 Mann brang er in das ebirgmartb, eroberte die Stadt ranfon und lie gegen fein Versprechen den grten Theil der Besatzung, die sich das Leben ausbe-bungen hatte, theils an Bumen aufknpfen, theils ersufen.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig_Xi Ludwig Karl Karl Renatus_von_Lothringen Nancy
T
— 55 —
glänzende Versprechungen von Karl gewonnen war, trat dem
Bunde gegen Frankreich bei. Den vereinten Anstrengungen
so vieler Kräfte war Franz nicht gewachsen. Der Kaiser
nahm durch seinen Feldherrn Pescara und durch Georg
von Freundsberg, den tapferen Führer deutscher Lands-
knechte, Mailand und Genua ein und vertrieb die Franzosen
aus Italien. Und als Franz sich zu seiner Wiedereroberung
rüstete, trat der Herzog Karl von Bourbon, ein Vetter
des Königs von Frankreich, den dieser beleidigt hatte, zum
Kaiser über. Der Feldzug der Franzosen mißlang. Auf dem
Rückzug fiel auch Bayard, „der Ritter ohne Furcht und Ta-
del". Jetzt machten die Kaiserlichen, auf Bourbon's Rath
einen Einfall in das südliche Frankreich; dieser jedoch mißlang.
Da faßte Franz neue Hoffnung. An der Spitze seines Heeres,
brach er selbst nach Italien auf, nahm fast ohne Widerstand
Mailand ein und belagerte dann das feste Pavia.
Schlacht bei Pavia (1525*). — Inzwischen waren die
Kaiserlichen zum Entsätze herangekommen und erfochten hier
den glänzendsten Sieg. Das ganze Heer der Franzosen und
ihrer Hülfstruppen lösete sich in wilde Flucht auf. Mitten
im Getümmel hielt der König, muthig wie immer, festen Stand.
Er war zweimal im Gesichte und einmal an der Hand leicht
verwundet, sein Pferd unter ihm getödtet worden; und den-
noch wollte er sich den Spaniern nicht ergeben, die ihn um-
ringten. Zum Glück erkannte ein französischer Edelmann in
Bourbon's Diensten seinen König und rief den edlen Lannoy,
den Vicekönig von Neapel, herbei. Dieser küßte knieend des
Königs Hand, empfing dessen Schwert und überreichte ihm
sein eigenes, weil, sagte er, es sich nicht geziemt, daß ein so
großer König vor einem Unterthan ohne Waffen steht. 'Franz
ward gefangen nach Madrid abgeführt. Hier Unterzeichnete
er nach elfmonatlicher Gefangenschaft einen harten Frieden,
*) Gleichzeitig die Schlacht bei Frankenhausen, welche dem
Bauernkriege in Deutschland ein Ende machte.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz Franz Georg
von_Freundsberg Franz Franz Karl_von_Bourbon Karl Bayard Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Pescara Mailand Genua Italien Frankreich Frankreich Italien Mailand Pavia Pavia Neapel Madrid Frankenhausen Deutschland
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zu versprechen, und wurde bis zu deren Bezahlung in Gefangen-
schaft gehalten. Sechs Monate nachher gelang es ihm jedoch zu
entfliehen und die Hälfte der versprochenen Summe zu retten.
Dieser Vorfall erregte die größte Bestürzung und reizte
Alle zum Unwillen und Zorn gegen den Kaiser. Karl aber
schickte Briefe an alle christlichen Fürsten, in welchen er sich
sehr sorgfältig wegen jener Auftritte entschuldigte, die ganz
ohne sein Wissen und seinen Willen geschehen seien. Er ließ
allgemeine Trauer anlegen und sogar für die Befreiung des
Papstes in den spanischen Kirchen öffentlich beten.
Das kaiserliche Heer, welches durch die vielen Ausschwei-
fungen sehr geschwächt war, zog sich nach Neapel zurück und
wurde von den nachrückenden Franzosen auf das hitzigste ver-
folgt. Selbst Neapel würde in des Königs Gewalt gekommen
sein, wenn nicht der Doge (Oberhaupt) der Republik Genua,
der berühmte Seeheld Andreas Doria, unerwartet zu
Karl übergetreten wäre. Dazu brachen Krankheiten im fran-
zösischen Heere aus, so daß bei dieser zerrütteten Lage der
Dinge der König nichts sehnlicher wünschte, als den Frieden.
Auch der Kaiser wünschte ihn; denn wichtige Angelegenheiten
warteten seiner in Deutschland. So führte die beiderseitige
Ermüdung den Frieden von Cambrai 1529 herbei. Derselbe
wird auch der Damen-Friede n genannt, weil er vorzüg-
lich durch Karl's Tante, Margaretha von Oesterreich, und
Franzens Mutter, Louise von Savoyen, vermittelt ward. Franz
leistete wieder, wie im Frieden von Madrid, auf Italien, na-
mentlich auf Mailand, Verzicht und vermahlte sich mit des
Kaisers Schwester Eleonore. Burgund dagegen blieb, un-
beschadet der kaiserlichen Ansprüche, bei Frankreich.
Karl, der noch nie in Italien gewesen war, trat jetzt mit
Nachdruck und kaiserlicher Pracht dort auf und ließ sich zu
Bologna vom Papste zum Kaiser, sowie zum Könige der
Lombardei krönen. Es ist die letzte Kaiserkrönung, welche
Italien sah.
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Extrahierte Personennamen: Karl Andreas_Doria Karl Karl Margaretha Franzens Louise_von_Savoyen Franz Franz Eleonore Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Neapel Genua Deutschland Cambrai Oesterreich Madrid Italien Mailand Frankreich Italien Bologna Italien
82
Die Jesuitenschulen aber waren nicht bloß Erziehungsan-
stalten für Knaben, sondern auch Seminarien für Jünglinge,
die in den Orden treten wollten. Die talentvollsten und fä-
higsten von den Schülern wurden ausgewählt und schon früh
mit aller Sorgfalt für den Orden herangebildet. Erst nach
mehrjähriger Prüfung ward ihnen ein Wirkungskreis ange-
wiesen, der ihren Fähigkeiten und Kräften genau entsprechend
war. Auf solche Art kamen die Geschäfte nur in die Hände
bewährter Männer, und der segensreiche Erfolg ihrer Bestre-
bungen erwarb ihnen überall die Liebe und das Zutrauen des
Volkes. Fast in allen Künsten und Wissenschaften traten unter
ihnen ausgezeichnete Männer auf. Es gab kein noch so schwieri-
ges Geschäft, dem nicht irgend ein Jesuit gewachsen war. In den
Wildnissen von Paraguai in Südamerika gründeten sie sogar
eine christliche Republik und erhoben dieselbe durch weise Ge-
setze zu einer eben so schnellen als herrlichen Blüthe. Und
als im Jahre 1750 die Spanier, welche jenen Staat als zu
ihrer Herrschaft gehörig betrachteten, einige Distrikte desselben
an Portugal austauschen wollten, widersetzten sich die Einge-
bornen, welche sich glücklich fühlten unter der väterlichen Re-
gierung ihrer geistlichen Oberhäupter, mit bewaffneter Hand.
Seit der Zeit hegten Spanien und Portugal den tiefsten Groll
gegen den Orden und boten Alles auf, das Ansehen desselben
zu untergraben.
Man kann denken, daß dieser Orden, welcher der damals
um sich greifenden Reformation wesentlichen Abbruch that, vor-
züglich von den Anhängern derselben angefeindet wurde. Fehler
und Gebrechen einzelner Mitglieder wurden mitunter dem gan-
zen Orden zur Last gelegt. Bald aber erhoben sich auch selbst
katholische Höfe gegen den großen Einfluß, den der Orden auf
alle Verhältnisse des Lebens ausübte, und gingen wiederholt
den Papst um Aufhebung an. Der Papst Clemens Xiv.
(Ganganelli) gab endlich dem Drange der Umstände nach und
hob ihn im Jahre 1773 auf. Später jedoch, im Jahre 1814,
wurde er vom Papste Pius Vii. wieder erneuert.
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Xiv
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Portugal Spanien Portugal
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Acte. Hiernach mußte Jeder, der in ein bürgerliches oder
militärisches Amt trat, einen „Supremateid" leisten, der ihn
verpflichtete, den König als einziges höchstes Oberhaupt in
geistlichen und weltlichen Dingen anzuerkennen. Die Katho-
liken blieben von allen öffentlichen Aemtern ausgeschlossen. Den
willkürlichen Verhaftungen setzte es die Habeas-Corpus-
Acte (1679) entgegen, nach welcher jeder verhaftete Brite
binnen vier und zwanzig Stunden verhört und gegen Stellung
eines Bürgen freigelaflen werden muß, wenn der Anklagepunkt
kein Hauptverbrechen betrifft. Bald bildeten sich im Reiche
zwei Parteien, die Hof- und die Volkspartei. Die erstere be-
kam in der Folge den Namen Tories, die andere Whigs.
Jakob Ii. (1685 — 1688). — Karl starb im Jahre 1685
und hatte seinen katholisch gewordenen Bruder Jakob Ii. zum
Nachfolger, der bis zum Jahre 1688 regierte. Dieser hob die
Test-Acte wieder auf und suchte seine Neligionsverwandten in
gleiche Rechte mit den Protestanten zu setzen. Da rief die
Partei der Whigs den Schwiegersohn des Königes, den Statt-
halter von Holland, Wilhelm von Oranien, zum Schutze
der Protestanten herbei. Dieser erschien 1688 an der Spitze
eines niederländischen Heeres, an welches sich die englischen
Truppen anschlossen. Der König entfloh nach Frankreich.
Da erklärten die Engländer und Schotten ihren Thron für
erledigt und erhoben auf denselben Wilhelm Iii. und seine
Gemahlin Maria. Das katholische Irland aber wurde durch
die Gewalt der Waffen zur Anerkennung des neuen Herrschers
gebracht. Er regierte bis 1702 mit Kraft und Einsicht und
vereitelte alle Versuche seines Gegners zur Wiedereroberung
des Thrones. Zur Hauptaufgabe seines Lebens stellte er sich
die Schwächung der Macht des übermüthigen Frankreichs.
42. Frankreich unter Ludwig Xiii. und Ludwig den Xiv.
Ludwig Xiii. (1610 — 1643). — Nach der Ermordung
Heinrich'ö Iv. kam sein Sohn Ludwig Xiii. zur Negierung.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Irland Frankreichs Frankreich Heinrich'ö
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Landheeres; an der Spitze ihrer Flotte standen die Seehelden
Nupter und Tromp und fochten rühmlich gegen die englische
und französische Seemacht. Auch zu Lande wurde Ludwig's
Siegeslauf endlich gehemmt. Die Bürger Hollands, von Ver-
zweiflung getrieben, durchstachen die Dämme; das Land ward
zum zweiten Meere, se.ine Fluthen hemmten den erstaunten
Feind. Dennoch würden die Holländer der feindlichen Ueber-
macht am Ende haben unterliegen müssen, hätten nicht mäch-
tige Bundesgenossen sich zu ihnen gesellt. Zuerst verband sich
mit ihnen der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich
Wilhelm, um seine Erbländer, das Herzogthum Cleve und
die Grafschaften Mark und Ravensberg, zu schützen. Seinem
Beispiele folgte der Kaiser und ließ Hülfstruppen unter An-
führung des Feldherrn Montecuculi nach den Niederlanden auf-
brechen; auch der König von Spanien trat später dem
Bunde gegen Frankreich bei. Die beiden letzten betrieben an-
fangs den Krieg mit geringem Ernste; um so größer aber war
der Eifer des Kurfürsten. Um sich dieses gefährlichen Gegners
zu entledigen, reizte Ludwig die Schweden zu einem Einfalle
in die Mark. Aber mit Blitzesschnelle eilte der Kurfürst in sein
Land zurück, traf am 28. Juni 1675 bei Fehrbellin in der
Mark auf die Schweden und schlug diesen seit dem dreißig-
jährigen Kriege für unüberwindlich gehaltenen Feind völlig in
die Flucht.
Unterdessen war der berühmte Türenne, als er eben beim
Dorfe Sasbach, unweit Oppenheim, dem erfahrenen Monte-
cuculi eine Schlacht anbot, durch eine Kugel vom Pferde ge-
rissen, sein Heer zurückgedrängt worden (1675). Bald war
man des Krieges müde auf allen Seiten. Ludwig, gegen halb
Europa streitend, fand die Last zu schwer bei allen Siegen. Er
suchte listig seine Gegner zu trennen und mit den einzelnen
Parteien sich friedlich auszugleichen. Dieses gelang ihm auch.
Die einzelnen Verträge, welche er in den Jahren 1678 und
1679 abschloß, führen den gemeinschaftlichen Namen des Nim-
weger Friedens. In diesem verlor Holland, welches zuerst
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_die_Schweden Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Brandenburg Niederlanden Spanien Frankreich Fehrbellin Schweden Oppenheim Europa Holland
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dem fränkischen Könige Dagobert gestiftet worden sei. Und weil
die Stadt Germersheim ehemals zu Weißenburg gehört haben
sollte, so wurde auch diese als französisches Eigenthum in Besitz
genommen. Es war gar nicht mehr abzusehen, wo die Reu-
nionskammern ihre Anmaßungen, und Ludwig sein räuberisches
Tagewerk endigen würde. Selbst die freie Reichstädt Straß-
burg, den Schlüssel Deutschlands, nahm er (1681) durch
plötzlichen Ueberfall weg. Seit der Nömerzeit war so freche
Anmaßung, so schamlose Gewaltthat ohne Beispiel.
Die beeinträchtigten Neichstände wandten sich mit lauteu
Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß
Leopold auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinand's 111.
Als dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen
machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand
an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch
den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach
er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegen-
gründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflo-
genen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Ge-
sandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen
aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar,
das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei
allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht
worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevoll-
mächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die fran-
zösischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille
des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener
Unruhen in Ungarn und wegen eines von Ludwig selbst be-
förderten Türkenkrieges gegen die übermüthigen Franzosen die
Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstill-
stände auf zwanzig Jahr bequemen. Ludwig blieb im Besitze
aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung
auf dem Mittelmeere zu verschaffen, ließ er Algier und Tripolis
bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schreck-
lich verwüsten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
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in Madrid eingezogen." Da endlich war das Maß des Un-
glückes voll, und die Rettung nahe.
46. Kaiser Karl Vi. (1711-1740).
Die letzten Degebenh eiten des Krieges.
Zwei unerwartete Ereignisse trafen zusammen und richte-
ten auf einmal das niedergetretene Frankreich und das Haus
Bourbon wieder auf. Kaiser Joseph I. starb schon im Jahre
1711 an den Pocken, ohne männliche Nachkommen zu hintcr-
lassen. Sein Bruder, der Erzherzog Karl, derselbe, welcher
als König Karl Iii. in Madrid eingezogen war, bestieg nun
als Karl Vi. auch den Kaiserthron und war Erbe der gan-
zen österreichischen Monarchie. Nunmehr konnte das euro-
päische Gleichgewicht nicht erlauben, daß eben derselbe Prinz
auch die ganze spanische Monarchie bekomme. Zu diesem Er-
eignisse kam noch ein anderes, nämlich der Sturz der Partei
Marlborough's in England. Seit 1688 hatten hier die Whigs
oder die Freunde republikanischer Grundsätze die Obermacht,
und Marlborough war das Haupt derselben. Nach und nach
erlangten die Tories wieder das Uebergewicht. Die damals
regierende Königin Anna fürchtete den mächtigen Marlborough
und fand kein besseres Mittel, ihm seinen Einfluß zu nehmen,
als den Frieden mit Frankreich; denn dieser machte ihr den-
selben entbehrlich. Auch mit der Herzogin Marlborough, die
sich nicht in alle Launen ihrer Königin fügen wollte, zerfiel
sie bald und entfernte sie vom Hofe. Allmälig wurden alle
Anhänger des Herzoges aus ihren Aemtern und Würden ent-
setzt, und dieselben den Tories, seinen größten Gegnern, ge-
geben, die nun unablässig auf Frieden drangen, um den Her-
zog ganz entbehren zu können. Seitdem wurden geheime
Unterhandlungen zwischen England und Frankreich eingeleitet.
Friede zu Utrecht (1713), Uastadt und Daden (1714). —
Im Anfänge des Jahres 1712 kamen die Gesandten zur all-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Karl Karl Karl_Iii Karl Karl_Vi Karl Marlborough Marlborough Marlborough
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Bourbon Madrid England Frankreich England Frankreich